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Texte, Materialien und Aktionen zur Zukunft des HZT Berlin

Der nachfolgende Text ist in leicht gekürzter Form am 23. Juli 2022 erstmalig in der Tagesspiegel Beilage zum Udk Rundgang 2022 erschienen.

DER PREIS DES ERFOLGS

Von Nik Haffner, künstlerischer Direktor des HZT Berlin

Tanz wirft gesellschaftliche Fragen auf irritierende, entlarvende oder spielerische Weise auf. Besonders unter dem Einfluss von Krieg, Migration und Pandemie kommt zum Vorschein, wie wichtig und verletzlich Körper sind und zugleich kaum begreifbar. Genau hier setzt auch die Arbeit des Hochschulübergreifenden Zentrums Tanz (HZT) an, das 15 Jahre nach seiner Gründung international als überaus innovatives, impulsgebendes Modell anerkannt ist, als Ausbildungszentrum, das seine Ziele durch die kreative Bündelung der vorhandenen Strukturen in Berlin und internationaler Kooperationen erreicht.

ES BRAUCHT SUBSTANTIELLE STÄRKUNG UND MUTIGE POLITISCHE FÖRDERENTSCHEIDUNGEN

Mit Enthusiasmus und Engagement des HZT-Teams sowie dem strategischen Geschick der Trägerhochschulen UdK Berlin und Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch (HfS) ist es gelungen, in Berlin ein so erfolgreiches und international führendes Ausbildungsinstitut für Tanz, Choreographie und Performance zu etablieren.

Allerdings stehen wir derzeit an einem Scheidepunkt: Denn jetzt braucht es substanzielle Stärkung und mutige politische Förderentscheidungen. So zeigen Vergleiche mit anderen Hochschulprogrammen für Tanz und Choreographie sowie eine interne Evaluierung, dass es beim HZT gravierende strukturelle Defizite gibt, vor allem in der personellen Aufstellung, die das Erreichte gefährden.

Bei uns studieren rund 80 Künstler*innen in drei Studiengängen auf Bachelor- und Master-Niveau. Es lehren Künstler*innen und Theoretiker*innen, ohne die die hohe Qualität in der Lehre und die Kooperationen mit lokalen und internationalen Partner:innen nicht zu erreichen wäre. Dem Zentrum droht jedoch der Verlust gerade dieser Vernetzung, da es den Lehrenden im nationalen und europäischen Vergleich keine annähernd so guten Bedingungen in Lehre und Forschung bieten kann wie andere Institutionen.

95 % DER HZT ABSOLVEN*TINNEN ARBEITEN IM KÜNSTLERISCHEN FELD

Das schmerzt umso mehr, als über 95% unserer Absolvent:innen dauerhaft und weltweit in künstlerischen Bereichen arbeiten – eine signifikant hohe Quote für ein künstlerisches Studienprogramm. Auch jenseits der Bühnen findet eine Übertragung von bewegungs- und körperbezogener Erfahrung statt. HZT-Lehrende stimulieren durch ihre Expertise und Forschungsschwerpunkte das Verhandeln körperbasierter Kunstpraxis in Beziehung zu gesellschaftlich relevanten Themen wie Krieg, Klimawandel, Disability Arts oder Stadtraumentwicklung. Die Studierenden erweitern so ihren künstlerischen und beruflichen Horizont und können später in einem breiten Spektrum von Tätigkeitsfeldern agieren und in eine sich wandelnde Gesellschaft künstlerisch hineinwirken und diese mitgestalten.

Mit TanzRaumBerlin, dem Netzwerk der professionellen Tanzszene der Berliner Theater, Festivals und Kompanien, haben wir einen einzigartigen Kooperationspartner und profitieren von der Praxisnähe und Vernetzung. Aber auch das Netzwerk und die Tanzmetropole Berlin gewinnen durch die HZT-Kooperation an Strahlkraft. So präsentieren die Tanz-Programme der Berliner Theater außerordentlich viele unserer Absolvent*innen. All das gilt es zu bewahren und weiterzuentwickeln.

GEMEINSAM FÜR DIE ZUKUNFT DES HZT

Die Leitungen von HZT und seinen Trägerhochschulen UdK Berlin und HfS Ernst Busch werden in Hochschulvertragsverhandlungen mit dem Berliner Senat in 2023 alles daransetzen, die fehlenden Ressourcen auszugleichen, die es dringend braucht, um der einzigartigen Erfolgsgeschichte des HZT Berlin eine stabile Fortsetzung zu ermöglichen.