Gefährdetes Erfolgsmodell

15 Jahre innovatives Studium am HZT Berlin

Liebe Leser*innen,

ist das eine Festschrift, was Sie hier lesen? Grund zum Feiern hätten wir: Immerhin schaut das Hochschulübergreifende Zentrum Tanz Berlin (HZT) 15 Jahre nach seiner Gründung auf eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte zurück! Ich muss Sie aber enttäuschen: Eine Geburtstagszeitung ist dies nicht, denn die Situation ist durchaus ernst. Die Fortsetzung eines außergewöhnlichen Berliner Hochschulprojektes ist in Gefahr, falls es am politischen Willen fehlt, um dringend benötigte Ressourcen auszugleichen und die Strukturen des Hochschulzentrums zu stabilisieren. Ihre Aufmerksamkeit ist gefragt, damit es uns gelingen kann, keine Niederlage daraus werden zu lassen. Auf den nächsten Seiten erfahren Sie daher mehr über das HZT.

Was steht auf dem Spiel? Das HTZ hat seit seiner Gründung die lokale und internationale Tanzszene aktiv mitgestaltet. Dem großen Engagement der Lehrenden, Studierenden und des Teams des HZT sowie dem strategischen Geschick der Trägerhochschulen UdK Berlin und HfS Ernst Busch ist es zu verdanken, dass es in Berlin gelungen ist, mit dem HZT ein erfolgreiches und international führendes Ausbildungsinstitut für Tanz, Choreographie und Performance zu etablieren.

Mit TanzRaumBerlin hat das HZT einen einzigartigen Kooperationspartner. Das HZT und die Studierenden profitieren von dieser beruflichen Praxisnähe und Vernetzung – nicht zuletzt durch inspirierende Begegnungen am HZT Campus Uferstudios im Wedding, wo Studierende und Lehrende Tür an Tür mit Künstler*innen und Organisationen der freien Tanzszene arbeiten. Das Netzwerk und die Tanzmetropole Berlin gewinnen durch die HZT-Kooperationen und die Projekte der Absolvent*innen an Strahlkraft. Mit seiner Verankerung an zwei Hochschulen in Kooperation mit dem Netzwerk TanzRaumBerlin wird das HZT international als überaus innovatives, impulsgebendes Modell anerkannt.

Am HZT studieren rund 80 Künstler*innen in drei Studiengängen auf Bachelor- und Master-Niveau. Es lehren am Zentrum international anerkannte Künstler*innen und Theoretiker*innen, ohne die die hohe Qualität in der Lehre und die Kooperationen mit lokalen und internationalen Partner*innen nicht zu erreichen wären. HZT-Lehrende stimulieren durch ihre Expertisen und Forschungsschwerpunkte das Verhandeln körperbasierter Kunstpraxis in Beziehung zu Themen wie Krieg, Klimawandel, Disability Arts oder Stadtraumentwicklung.

Dem Zentrum droht jedoch der Verlust seiner Lehrenden, da es im nationalen und europäischen Vergleich keine ausreichend adäquaten Bedingungen in Lehre und Forschung bieten kann. Das schmerzt umso mehr, als über 95 Prozent der HZT-Absolvent*innen dauerhaft und weltweit in künstlerischen Bereichen arbeiten – eine signifikant hohe Quote für künstlerische Studienprogramme.

Die Erfolgsgeschichte des HZT ist nicht selbstverständlich. Das HZT braucht jetzt eine substanzielle strukturelle Stärkung und mutige politische Entscheidungen, die es ermöglichen, die Arbeit des Zentrums weiterzuentwickeln. Aktuell steht das HZT vor großen Herausforderungen. Eine vergleichende Analyse mit anderen Hochschulprogrammen für Tanz und Choreographie und interne Evaluierungen konstatieren neben großen Erfolgen auch gravierende strukturell-defizitäre Ressourcen in der personellen Aufstellung, die das Erreichte gefährden.

Die Leitungen des HZT und seiner Trägerhochschulen UdK Berlin und HfS Ernst Busch werden in den Berliner Hochschulverhandlungen 2023 alles daransetzen, die fehlenden finanziellen Ressourcen auszugleichen, die es dringend braucht, um der einzigartigen Erfolgsgeschichte des HZT Berlin eine stabile Fortsetzung zu ermöglichen. Jede Art der Unterstützung ist willkommen – das HZT braucht Sie, jetzt mehr denn je.

Prof. Nik Haffner, Künstlerischer Direktor