Choreographieren, Tanzen, Forschen, Kuratieren
Berufsfelder nach dem Studium
Das Studium am HZT öffnet viele Türen: Das wird deutlich, wenn man sieht, auf wie vielen Wegen die Absolvent*innen in unterschiedlichen Bereichen und Rollen künstlerisch tätig sind. Mehr als 95 Prozent arbeiten nach ihrem Studium kontinuierlich im künstlerischen Feld. Sie choreographieren, arbeiten als Tänzer*in, Dramaturg*in oder Produktionsleiter*in. Häufig sind sie auch in interdisziplinäre Kooperationen involviert, in denen Zeitgenössischer Tanz, Choreographie und Performance auf Bildende Kunst, Musik, Medienkunst, Literatur und verschiedene Wissenschaftsbereiche treffen. Viele Absolvent*innen kuratieren Reihen und Festivals, arbeiten mit Galerien und Museen, andere spezialisieren sich auf Licht- und Bühnendesign. Außerdem engagieren sich HZT-Absolvent*innen in Projekten der kulturellen Bildung und Vermittlung oder wenden sich dem internationalen Forschungsbereich und PhD-Studien zu.
Choreographien für Theater und im Stadtraum
Alica Minar, Absolventin des MA Choreographie, studierte zunächst Mathematik in Prag, bevor es sie zum Tanz zog. Sie erschafft interdisziplinär und kontextbezogen angelegte Choreographien für Theaterräume und urbane Orte. Ihr Anliegen ist es, drängende gesellschaftliche Themen zu erforschen und gemeinsam mit dem Publikum zu sezieren. In ihren Choreographien sucht Alica Minar nach Humor und Poesie, die durch skurrile Situationen entstehen, und entwickelt dafür eine starke Bildhaftigkeit, die Abstraktion und Narration verbindet. In ihrem Stück „Explosionen“ für vier Tänzer*innen erschafft Alica Minar eine humorvolle Welt aus zornigen Körpern im Kampf mit bizarren Objekten im Raum. Aus diesem Aufeinanderprallen erwächst eine märchenhaft zerklüftete Bilderwelt.
Künstlerische Forschung
Kiraṇ Kumār gehört zu einer wachsenden Gruppe HZT-Absolvent*innen, deren künstlerische und choreographische Arbeit durch Forschungsstipendien im In- und Ausland ermöglicht wird. In seiner Installation „Six Uneasy Fragments (exactly) About the Natural And Spiritual“, ausgestellt auf der Singapore Biennale 2022, überschreibt Kiraṇ Kumār Texte von Alan Turing mit Zeichnungen und Tanz. Verwurzelt in Hatha Yoga, Kalaripayatt und indischem Tempeltanz, erforscht er diese Körperpraktiken und ihre Kosmologien durch Medien wie Performance, Video, Installation, Archivierung und eine untersuchende Schreibpraxis. Kiraṇ Kumārs Arbeit wurde u.a. ermöglicht durch das mehrjährige Forschungsstipendium „Arts and Science in Motion“ der Volkswagen Stiftung, durch den „Research Grant“ des National Arts Council Singapore und den „Crossing Borders Research Grant“ der Robert-Bosch-Stiftung und des Literarischen Colloquium Berlin.
Kollaboration und Inklusion
Die kollaborative choreographische Praxis zwischen Julia Keren Turbahn und Jan Rozman entstand aus ihrer Begegnung am HZT, wo aktuelle gesellschaftliche Themen wie Inklusion und Diversität gemeinsam mit Studierenden und Lehrenden weiterentwickelt werden. In der philosophischen Tanzperformance „Dinge Dingen“ erproben Julia Keren Turbahn und Jan Rozman ein bewegtes Umdenken. Was tun, wenn Mobiliar, Geschirr, Reinigungsgegenstände, Emotionen verschwinden? Wie verhalten wir uns, wenn wir ihren Gebrauch vergessen und Alternativen die Leerstelle füllen müssen? Die Produktion „Dinge Dingen“ ist im Rahmen der zweijährigen Residenzförderung Tanz 2020/21 am FELD Theater für junges Publikum in Berlin entstanden und wird seit 2022 auch in Gebärdensprache mit dem tauben Performer Jan Kress aufgeführt. 2021 erhielt die regelmäßig auf Festivals in Berlin und Europa zu sehende Arbeit auf der 11. Biennial of Puppet Artists of Slovenia den Sonderpreis der Jury für seine „spielerische Kritik an (un)-nützlichen Plastikobjekten“.