Prof. Claire Cunningham

Einstein-Profil-Professur

Claire Cunningham ist eine multidisziplinär arbeitende Choreographin und Performerin mit Lebensmittelpunkt in Glasgow, Schottland. Sie ist eine der international renommiertesten und meistbeachtesten Künstlerinnen mit Behinderung. Sie entwickelt ihre Arbeiten oft aus der genauen Beobachtung und dem Gebrauch, aber auch der Zweckentfremdung ihrer Krücken und der Erkundung des Potentials ihrer eigenen Körperlichkeit.

Sie experimentiert dabei mit der reflektierten Zurückweisung von klassischen Tanztechniken (die für nicht behinderte Körper geschaffen wurden). Claire Cunningham identifiziert sich selbst als disabled artist, als Künstlerin mit Behinderung. Ihre Arbeiten sind geprägt von ihrem Interesse an der gelebten Erfahrung von Behinderung und deren Auswirkungen – nicht nur auf ihre Arbeit als Choreographin, sondern auch in Bezug auf gesellschaftliche Vorstellungen von Wissen und Wert sowie von Beziehungen und Dimensionen gegenseitiger Angewiesenheit. Ihre Projekte sind interdisziplinär und reichen von intimen Solostücken wie "ME (Mobile/Evolution)" (2009) zu großen Ensemblearbeiten, so zum Beispiel "12" für die Candoco Dance Company (2012).

Inspiriert von den Bildern des mittelalterlichen niederländischen Malers Hieronymus Bosch und der Rolle, die Bettler/Krüppel (cripples) darin spielen, entstand 2014 "Give Me a Reason to Live". Im selben Jahr inszenierte Cunningham "Guide Gods", in dem sie sich mit den Perspektiven von großen Glaubensgemeinschaften auf Behinderungen auseinandersetzte. 2016 erhielt sie eine der Unlimited Commissions und erarbeitete gemeinsam mit dem Choreografen Jess Curtis das Duett "The Way You Look (at me) Tonight". Das Stück ist seitdem weltweit auf Tournee. Es wurde für die Tanzplattform 2018 ausgewählt und war für einen Isadora Duncan Award nominiert.

Claire Cunningham war Artist-in-Residence beim Women of the World Festival des Southbank Centre, London, und beim Belfast International Art Festival. 2016 war sie außerdem Artist-in-Residence beim Perth International Arts Festival und Associate Artist bei Tramway, Glasgow. Von 2017-2019 war sie Factory Artist am tanzhaus nrw, Düsseldorf.
 
Für die Ausstellung Automatise Ambulatoire: Hysteria, Imitation, Performance kuratiert von Amanda Cachia für Owen’s Art Gallery (Sackville, Canada) schuf Claire 2019 ihre erste Arbeit für eine Galerie. Im selben Jahr feierte das Ensemblestück "Thank You Very Much" beim Manchester International Festival Premiere. Die Produktion wurde mit den CATS Awards (Critic’s Award for Theatre in Scotland) für das beste Ensemble und für die beste Musik/bestes Sounddesign ausgezeichnet. 2021 wurde Claire für ihre Arbeit mit dem Deutschen Tanzpreis für künstlerische Innovation ausgezeichnet.

Seit Oktober 2023 ist Claire Cunningham Einstein-Profil-Professorin für „Choreography, Dance and Disability Arts" am HZT Berlin.